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Musiklegende Gilberto Gil

29.06.2018

Moritz' Floripa-Blog: Musiklegende Gilberto Gil


Oi gente,

tudo bem? Zur Abwechslung serviere ich heute einen Leckerbissen für die Ohren. Jeder, der schon mal eine Brasilien Reise unternommen hat, kennt die typischen Klänge des Landes und wurde vielleicht bereits zu einem Tänzchen aufgefordert. Neben leicht bekleideten Damen, die zu Samba-Rythmen ihre Hüften schwingen, hat brasilianische Musik weit mehr zu bieten. Sanfter Bossa Nova, leidenschaftlicher Forro, verrückter Funk, kitschiger Sertanejo: wohl kaum eine andere Nation bringt so viele verschiedene Musikstile hervor. Die Stadt mit der höchsten Dichte an Musikern ist Salvador da Bahia. Denn das afrikanische Erbe hat vielseitige, spannende Klänge hervorgebracht. Selbst die Kampfkunst Capoeira gibt es hier nur mit musikalischer Untermalung.

Der Künstler, den ich Euch vorstellen möchte, kommt ebenfalls aus Salvador. Gilberto Gil ist einer der bekanntesten seiner Zunft in Lateinamerika. Ich hatte das große Glück, ihn in Fortaleza live zu erleben. Seine Biografie liest sich beeindruckend. Gilberto gewann während seiner Laufbahn elf goldene und fünf Platin-Schallplatten. Seine Alben gingen mehr als vier Millionen Mal über die Ladentische. Mit über sechzig Werken ist Gilberto Gil ein Meister seines Faches. Egal ob jung oder alt, seine Musik begeistert jede Altersgruppe. Dabei entwickelte er seinen eigenen Stil, indem er Rock, Reggae, Funk und ursprüngliche Klänge aus Bahia einsetzt. Gils' Texte erzählen vom Leben, nicht idyllisch, aber immer schön und abwechslungsreich.

Gilberto Passus Gil Moreira wurde am 26. Juni 1942 in Salvadors traditionellem Viertel Tororo geboren. Schon in jungen Jahren träumte er davon, Musiker zu werden und meldete sich mit zehn an einer Akkordeon-Akademie an. Als Achtzehnjähriger gründete er mit Freunden seine erste Band, die „Os Desafinados“ (Die Melodielosen). Inspiriert durch den, in den 1950ern aufkommenden Bossa Nova und die Lieder von Joao Gilberto, tauschte Gil das Akkordeon gegen die Gitarre und fing 1960 an, zu komponieren. Mit dem Gitarristen und Sänger Caetano Veloso entsteht in dieser Zeit eine künstlerische Freundschaft. Der „Tropicalismo“, eine Mischung aus Rock und Folklore, stellte die Traditionen auf den Kopf. Während er so für die brasilianische Jugend zum Idol wurde, witterte das Militärregime wegen der unberechenbaren und provozierenden Texte Gefahr. Ende 1968 wurden Gil und Veloso von der Militärregierung verhaftet. Im Anschluss an einen mehrmonatigen Gefängnisaufenthalt verbannte man ihn für drei Jahre ins Exil nach London. Nach seiner Rückkehr 1972 setzte Gilberto Gil mit seiner Musik die Suche nach den afrobrasilianischen Wurzeln seines Landes fort. Er trat mit Künstlern wie Fela Kuti und Stevie Wonder auf, ging mit Jimmy Cliff auf Tour und verehrte Bob Marley. Nach dem Ende der Militärdiktatur 1985 intensivierte Gilberto Gil sein politisches Engagement. Er wurde 1989 Stadtrat von Salvador, gründete 1990 die Umweltorganisation „Onda Azul“ (Blaue Welle) und unterstützte Lula da Silva bei seinem Wahlkampf. Dieser berief Gil Ende 2002 zum Kulturminister Brasiliens. Das Amt übte er bis 2008 aus.

Heute lässt die Legende es ruhiger angehen und versucht, die Leidenschaft für Musik und die Vision einer besseren Welt mit seinem Publikum zu teilen. In diesem Sinne begab er sich 2012 auf eine Tournee durch die südliche Hemisphäre, festgehalten in der Dokumentation „Viramundo – Eine musikalische Reise mit Gilberto Gil“. Von Bahia aus reiste er nach Australien, in die Townships von Südafrika und ins Amazonasgebiet. Dabei ging es vorrangig nicht um Konzerte, sondern um die Begegnung mit den Menschen und Musikern vor Ort. Und so setzt Gilberto Gil seine Arbeit fort, die er als Brasiliens erster farbiger Minister begonnen hat. Er macht sich für die musikalische und kulturelle Vielfalt in einer globalisierten Welt stark und skizziert seinen Traum von der Zukunft der Menschheit. Von einer Welt des Miteinanders, der Hoffnung, der Freude und natürlich der Musik.

Bis bald,
Euer Moritz

Quelle: Aventura do Brasil